Die wichtigsten Punkte der Geburtshilfe
1. Vermeiden Sie Stress
Jeglicher Stress stört den normalen Geburtsverlauf und kann zu Geburtsproblemen führen. Verbringen Sie die Tiere deshalb bereits einige Tage vor der Geburt in eine geeignete Abkalbebox.
2. Arbeiten Sie sauber
Der Abkalbeort sollte hygienisch einwandfrei und gut eingestreut sein. Verschmutzte Tiere sind zu reinigen. Vor jeder geburtshilflichen Untersuchung müssen die Scheidenregion der Kuh und die Hände und Arme des Geburtshelfers gründlich mit warmem Wasser und Jod-Seife gewaschen werden. Nur saubere Geburtsstricke oder -ketten verwenden. Für die Geburtshilfe darf ein tierärztliches Gleitmittel nicht fehlen. Sauberes Arbeiten ist ein Muss und vermindert das Risiko für Gebärmutterentzündungen massiv (Weissfluss).
3. Nehmen Sie sich Zeit
4. Sanfte Zughilfe
Ziel der Zughilfe ist es, die Schubkraft der Gebärmutter zu unterstützen. Bei einer normalen Geburt muss keine Zughilfe geleistet werden, der Geburtsvorgang sollte aber überwacht werden, um nötigenfalls rechtzeitig eingreifen zu können. Aktive Geburtshilfe sollte sich auf Fälle beschränken, bei denen ab dem Blasensprung nach einstündiger Presswehentätigkeit kein Fortschritt bei der Austreibung festgestellt werden kann. Achtung: zu frühe Zughilfe direkt nach dem Blasensprung führt oft zu risikoreichen Schwergeburten.
Bevor man sich für die Zughilfe entscheidet, sollte man sich zuerst vergewissern, dass das Kalb mit dem Kopf und den Vorderbeinen korrekt im mütterlichen Becken liegt. Die Nase des Kalbes sollte dabei auf Höhe der Fesselgelenke liegen. Zughilfe sollte wenn immer möglich am liegenden Tier durchgeführt werden, maximal durch zwei Personen. Es darf nur während den Presswehen gezogen werden, niemals während den Wehenpausen. Zughilfe während den Wehenpausen stellt ein erhöhtes Risiko für das Muttertier und das Kalb dar. Daran ist vor allem beim Einsatz von Geburtshelfern zu denken. In den Wehenpausen können sich die Geburtswege und das Kalb wieder entspannen und deren Durchblutung wird gefördert. Dauernder Zug ist schädlich!
Besonders bei Erstkalbinnen braucht die Entwicklung des Kopfes genügend Zeit. Geduld und leichte Zughilfe sowie unterstützende Massnahmen vermindern das Risiko einer Schwer- oder Todgeburt wesentlich. Da nach dem Austritt des Kopfes die Nabelschnur noch völlig intakt ist, droht dem Kalb keinerlei Gefahr, wenn eine Zugpause eingelegt wird. Bei den nächsten Wehen kann man in der Regel mit geringem Zugaufwand leicht die Brustpartie entwickeln. Der Zug erfolgt zunächst geradeaus nach hinten, nach Austritt des Kopfes und des Brustkorbes wird der Zug in Richtung der Hintergliedmassen der Kuh abgewinkelt. Auch jetzt darf nicht ununterbrochen gezogen werden, sondern es sollten lediglich die natürlichen Wehen unterstützt werden. Konstant starker Zug in dieser Geburtsphase erhöht das Risiko des „Hängenbleibens” des Kalbes im Becken und kann zur Kompression der Nabelgefässe und damit zu gravierenden Folgen für das Kalb führen.
Häufige Geburtskomplikationen
Hängenbleiben des Kalbes im Becken
Sollte es trotz korrekter Geburtshilfe zum Hängenbleiben des Kalbes im Becken kommen, wird die Zughilfe unterbrochen und mit der Belebung des Kalbes begonnen (Entfernen von Schleim aus Maul und Nase, Massage des Brustkorbes, nötigenfalls tierärztliche Tropfen [Revivo®] zur Anregung der Atmung und des Kreislaufs). Sobald die Atmung des Kalbes einsetzt, wird die Zughilfe in Richtung Hintergliedmassen der Kuh fortgesetzt. Dabei sind wiederum die Wehenpausen einzuhalten, damit die Spontanatmung des Kalbes durch Dauerzug nicht verunmöglicht wird. Sollte das Kalb auch jetzt nicht entwickelt werden können, muss der Auszugsversuch sofort unterbrochen werden und der Tierarzt gerufen werden, sonst können lebensgefährliche Schäden für das Muttertier entstehen!
Enge weiche Geburtswege
Eine besonders bei Erstkalbinnen häufig auftretende Geburtskomplikation sind enge, nicht dehnbare Geburtswege. Dabei sind die Schamlippen und der hintere Scheidendrittel extrem eng und erschlaffen trotz länger dauernder Wehentätigkeit nicht. Eine Massage der Scham mit sauberen Händen unter Verwendung eines tierärztlichen Gleitmittels sowie die Berieselung der Schamregion mit warmem (45°) Wasser helfen das Gewebe zu dehnen.